"Dos Lebn is a Tanz"
Jiddische Geschichten und Klezmer-Musik
mit dem Klezmerensemble
Leitung: Manfred Schulz

am 16.02.08 im regionalen Kulturzentrum
 in Witzeeze

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Ein kulturelles Erlebnis der besonderen Art.
Gelungenes Klezmer-Konzert im regionalen Kulturzentrum in Witzeeze

„Dos Lebns is a Tanz – wenn man kennt di Tritt!“ Mit diesen Worten  eröffnete Lothar Kamps am letzten Samstag das Klezmerkonzert im regionalen Kulturzentrum in Witzeeze. Der schöne neue Saal des Kulturzentrums war mit über 90 Gästen bis in den Vorflur hinaus auf den letzten Platz gefüllt. Bürgermeister Wöhl-Bruhn war es gelungen, das Klezmer-Ensemble des Lauenburger Musik-Kreises und Lothar Kamps zu diesem Konzert nach Witzeeze einzuladen. Und man kann es vorwegnehmen: Es war ein voller Erfolg.
„So ist es mit dem Tanz“ fuhr Kamps fort, „immer einen im Sinn behalten – die Juden wussten zu allen Zeiten, wie schwer das Leben sein kann“. Lothar Kamps, ehemals Arzt und Psychotherapeut in Büchen und viele Jahre Kontrabassist im Lauenburger Musik-Kreis, führte die Zuhörer in die Kulturgeschichte des Klezmer und der jiddischen Sprache ein. Das Publikum erfuhr, was es mit der „Weisheit des Talmud“ auf sich hatte und dass eine Vielzahl von Wörtern in der deutschen Sprache aus dem jiddischen stammen: z. B. Maloche, Mischpoke, Tinnef, Ganove, Macke, Mauschelei, Schlamassel, Reibach, Tacheless, schmusen, betucht, mies, dufte, ausgekocht usw. Unterbrochen wurden seine Ausführungen durch launige oder einfühlsame Lieder aber auch durch fetzige, mitreißende Klezmertänze.
Wer sich auf diese lebendige Musik einlassen konnte, erlebte ein Konzert, das es in sich hatte.
"Klezmer" ist ein Begriff aus den 30er Jahren, von Moshe Beregovski, einem jüdisch-russischen Musikethnologen ein-geführt für "Musiker jüdischer Herkunft". Heute steht er weitgehend für die ursprüngliche Festtags- und Hochzeitsmusik osteuropäischer Juden. So gelang es den sechs Musikern des Lauenburger Klezmer-Ensembles in mitreißender Spielfreude Gefühlsozeane von Melancholie bis Euphorie zu überfliegen. Weder Zeit noch Raum konnten den Dialog zwischen Sopransaxophon (Meike Lindemann) und Schlagzeug (Benjamin Schulz) in der freien Improvisation einer Doyna hemmen. Begleitet wurden sie von Carina und Ulrike Köller am Altsaxophon, Andrea Widow-Heintzelmann am Kontrabass und Manfred Schulz am Klavier. Nebenbei wurden auch „wertvolle Weisheiten“ weitergegeben „Was ist der Unterschied zwischen einer jüdischen Mome (Mutter) und einem Terroristen? Mit dem Terroristen kann man verhandeln!“
Auch leise, urtraurige Töne wurden dabei nicht ausgeblendet, kamen zu ihrem Recht. Manfred Schulz, künstlerischer Leiter des Lauenburger Musik-Kreises, erinnerte in seiner Einführung zu dem jiddischen Kinderlied „Oyfn Pritpitschik“ an den Film „Schindlers Liste“, in dem das Leiden des jüdischen Volkes bei der Räumung des Krakauer Gettos durch die Melodie dieses Liedes unterstrichen wird.
Die Musiker, unter ihnen besonders Meike Lindemann mit Geige und Sopransaxophon, beherrschen die getragenen, melancholischen Weisen ebenso wie die ausgelassenen, und verstanden es, äußerste Spannung zu schaffen aber auch lockere Stimmung. Ihre Musik lebte vor allem vom Spannungsverhältnis der Extreme. Die Spielfreude der Musiker übertrug sich auf die Zuhörer. Es war, als ob sie mit ihren Instrumenten sprechen konnten, lachen, weinen, träumen und meditieren. Was sie mit ihren Instrumenten machten, lehrt keine Musikschule. Das kommt von innen, als ob es im Augenblick entsteht. Es ist Musik in ihrer schönsten Form, urwüchsig, ehrlich, voller guter Laune aber auch Melancholie. Lothar Kamps ergänzte das musikalische Erlebnis durch Geschichten und Witze, die er sogar auch auf jiddisch vortrug. Das Publikum applaudierte nach fast zwei Stunden Konzert begeistert.
Der Komponist Schostakowitsch steht mit seiner Meinung nicht allein: "Jede Volksmusik ist schön, aber von der jüdischen muss ich sagen, sie ist einzigartig!" Von dieser Einzigartigkeit konnten sich die Gäste des Konzertes am Sonnabend d. 16. Februar im regionalen Kulturzentrum in Witzeeze überzeugen. Ein kulturelles Erlebnis der besonderen Art.