Historisches aus dem Musik-Kreis

Lauenburger Rufer vom  1. Dezember 1998

Musik-Kreis trennt sich von "kirchlichen Wurzeln"
Keine Chance auf Versöhnung?

Lauenburg (mj) - Die Trennung scheint endgültig. Der 1996 aus Solidarität mit seinem Leiter Manfred Schulz entstandene Lauenburger Musik-Kreis e.V. hat sich "endgültig von seinen kirchlichen Wurzeln entfernt". Auf der Vollversammlung des Musik-Kreises stimmten die Mitglieder nahezu einstimmig einem Antrag des Vorstandes zu, nach dem der zwar nicht in der Satzung stehende, aber bisher als stillschweigendes Übereinkommen geltende Anspruch "einmal wieder als
Kirchenchor tätig zu sein" nicht mehr verfolgt wird. Seit 1996 genossen die verschiedenartigsten Auftritte des Musik-Kreises großen Zuschauer- zuspruch. Die Mitgliederzahl hat sich seitdem auf über 140 Sänger und Instrumentalisten verdreifacht, die Mitgliederstruktur hat sich dabei dramatisch verändert.


 

 

 

 

 

 


Nahezu einstimmig stellten sich die Mitglieder des Lauenburger Musik-Kreises hinter ihren Vorstand und unterstützten ihren künstlerischen 
Leiter Manfred Schulz.

 "Viele unserer heutigen Mitglieder wissen gar nicht, wie es zur Gründung des Musik-Kreises kam, oder aber sind gerade wegen dieser Umstände beigetre ten", begründete der Vorsitzende Ulrich Meyer den Antrag des Vorstandes. Trotzdem solle geistliche Musik weiter ein wesentlicher Bestandteil des Repertoires des Musik-Kreisesbleiben.
Zu diesem Antrag beigetragen hätten Presseäußerungen von Pastorin Renate Kirch sowie die erneute Ankündigung durch den Anwalt der Kirchengemeinde, Manfred Schulz weiterhin die Kündigung aussprechen zu wollen. .. "Manfred Schulz, Gymnasiallehrer in Bergedorf, hatte als Organist der Kirchengemeinde 1978 den Musik-Kreis als Kirchenchor im Dietrich-Bonhoeffer-Haus ins Leben gerufen. Als der verheiratete Schulz 1996 mit seiner heutigen Lebensgefährtin zusammenzog, kündigte ihm der Kirchenvorstand. Aus Solidarität folgten die meisten Chormitglieder ihrem Leiter und gründeten den Verein "Lauenburger Musik-Kreis".

Sichtlich bewegt gab Schulz während der Vollversammlung eine Erklärung ab: Ihm sei durch den Anwalt der Kirchengemeinde mitgeteilt worden, dass der Kirchenvorstand beabsichtige, ihm erneut zu kündigen, dies wäre die dritte Kündigung seit 1996. Er sei in den letzten zweieinhalb Jahren in vielen Kirchengemeinden außerhalb Lauenburgs auf der Orgelbank geduldet worden, doch aus den vielen Diffamierungen durch Vertreter des Kirchenvorstands  schließe er, so Schulz, dass es ein  besonderes Interesse gebe, gerade ihn aus dem Dienst der Kirchengemeinde zu entfernen. Er habe vor Gericht bisher dreimal gegen die Kirchengemeinde obsiegt, sehe aber in Zukunft die Grenzen seiner Belastbarkeit erreicht. "Sollte der Lauenburger Kirchenvorstand mit der erneuten 

Kündigung erfolgreich sein, so erkläre ich hiermit für diesen Fall, dass es in Zukunft keine, weitere Zusammenarbeit des Lauenburger Musik-Kreises unter meiner Leitung mit der Kirchengemeinde Lauenburg geben wird. Es wird also, um es ganz deutlich zu sagen, unter meiner Leitung bei den gegebenen Voraussetzungen keine Konzerte mit dem Musik-Kreis in den Räumen der Kirchengemeinde Lauenburg geben."
Ausdrücklich dankte Schulz den
vielen Menschen, die ihn während der vergangenen Jahre ermuntert und unterstützt hätten. Auch am Freitag Abend stellte sich die große Mehrheit der Musik-Kreis-Mitglieder vorbehaltlos hinter ihren künstlerischen Leiter. Nach allem, was ihm angetan worden sei, sei diese Entscheidung nachvollziehbar und nur konsequent, so die Äußerung eines Mitglieds. Damit scheinen die angekündigten Vermittlungsversuche von Lauenburgs designiertem neuen Pastor Bernd Seidler, der ab März 1999 die Nachfolge von Pastor Jens Rahtjen antreten soll, von vornherein zum Scheitern verurteilt zu sein. Auch die Äußerung von Pastorin Renate Kirch, nach Ende des gerichtlichen Verfahrens könne der Musik-Kreis mit seinem Leiter in den Räumen der Kirche auftreten, wie andere Künstler oder Gruppen auch, ist damit wohl hinfällig geworden