Bach hätte seine Freude gehabt
Außergewöhnliches Konzert des
Musik-Kreises

Lauenburgische Landeszeitung v. 26. März 2002
(ni)Wer den Namen Bach hört und spontan an Barockmusik denkt, der kann irren: "Bach hat seine Musik so geschrieben, dass man bei einigem sagt: Das muss Jazz sein", sagte Manfred Schulz, Künstlerischer Leiter des Lauenburger Musikkreises - und der Dirigent und sein Ensemble traten in der Aula der Weingartenschule den Beweis an. Beim Konzert "Swinging BACH" legten sie den pulsierenden Rhythmus der Drums unter eine Sonate in C-Dur, die Flötist Joachim Knoth, Hauke Winkler (Cello) und Erika Kasten (Klavier) präsentierten: Das Werk bekam nicht wirklich einen neuen Charakter. 
Trotzdem klang die Sonate - nur eine Nuance anders gespielt als eben strikt "klassisch" - nach dem Swing einer ganz anderen Zeit als der, in der Thomaskantor Johann Sebastian Bach lebte.Mehr als 100 Zuhörer erlebten das Konzert, das im Untertitel "Happy Birthday BACH!" hieß - denn der Komponist kam am 21. März 1685 in Eisenach zur Welt, wurde zwei Tage später in der Georgenkirche getauft. "Johann Sebastian Bach hatte sicherlich viel Humor und hätte vermutlich größtes Verständnis und Freude an einer solchen ,Verjazzung' seiner Musik", sagte Manfred Schulz.
Als Sänger stimmte der Dirigent mit Winfried Matern (Tenor), Angelika Schubinski (Sopran) und Erika Kasten (Alt) die Bouree aus der Lautensuite e-moll an, ein Stück in "Jazzmanier", mit dem in den 60er-Jah-ren die "Swingle Singers" berühmt wurden. Auch "Bist du bei mir", ein Lied aus dem Notenbüchlein für Anna-Magdalena Bach, machte den Zuhörern als Orchesterversion Spaß. Doch wer hier die zauberhaft subtil eingestreuten, modernen Elemente erkennen wollte, musste schon ganz genau hinhören: Zwar präsentierte der Musikkreis "Bist du bei mir" nicht direkt als Jazz-Stück, doch in den Orchesterklang, mischten sich Klarinetten und Saxophone - Instrumente, die zur Zeit Johann Sebastian Bachs noch unbekannt waren.

Manfred Schulz (Bass, re.) und Winfried Matern (Tenor) sangen Bachs Bouree aus der Lautensuite in "Jazzmanier". Foto: Schween