Artikel aus den Lübecker Nachrichten v.  12. 1. 2002
Musizierender Mathematiker:
Manfred Schulz begeistert mit seinen Konzerten
Von Silke Geercken , LN

Lauenburg - Studiert hat er Mathematik und Philosophie: Doch sein größtes Hobby ist die Musik. Manfred Schulz leitet den Lauenburger Musik-Kreis, begeistert Mitglieder und Besucher seiner Konzerte.

Sein Tag muss 36 Stunden haben, anders ist das Pensum eigentlich gar nicht zu schaffen: Manfred Schulz aus Krüzen, künstlerischer Leiter des Lauenburger Musik-Kreises, schafft es, 160 Musiker und Musikerinnen bei der Stange zu halten: im Chor, Orchester, in der Big-Band, einem Saxophon-Quartett und der Jugendband "Rockin' Funky".

Der letzte große Auftritt war das Weihnachtsoratorium in der Lauenburger Sporthalle: 500 Zuhörer applaudierten begeistert in einer wunderschön geschmückten Halle. "Wir machen alles selbst, vom Kabelverlegen bis zur Aufstellung des Weihnachtsbaumes", weist Schulz stolz auf das ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder hin. Er blickt bereits nach vorn: Am 24. Februar lädt die Bigband zu Rock und Jazz im Sportzentrum Mosaik ein. Der Eintritt ist wie immer kostenlos.

Schulz, Oberstudienrat für Mathematik und Philosophie an einem Hamburger Gymnasium, war bereits mit 17 Jahren Organist der Kirchengemeinde Lauenburg. Zur Musik kam er durch einen Zufall. "Meine Eltern haben mich mal mit in ein Konzert genommen. Ich war so fasziniert, dass ich unbedingt Klavier spielen wollte. Mein Vater, ein Mitarbeiter der Hitzler-Werft, hat mir trotz seines bescheidenen Einkommens ein Klavier gekauft."

Damals war Manfred Schulz zwölf Jahre alt, doch die Leidenschaft war geweckt und ließ ihn auch nicht wieder los. Beruflich schlug er einen anderen Weg ein, aber er war 26 Jahre lang nebenamtlicher Organist in Lauenburg - bis es 1996 aufgrund seiner persönlichen Situation zum Bruch kam: Der Kirchenvorstand nahm Kritik an seiner "wilden Ehe". Konsequenz: Manfred Schulz trat aus der Kirche aus, und mit ihm ging der gesamte Chor, ein gemeinnütziger Verein wurde gegründet.

Der Musik-Kreis veranstaltet jährlich etwa zehn bis zwölf größere Konzerte. Die Besucher kommen in Scharen, nicht nur, weil die Eintritte kostenlos sind (bis auf das Weihnachtsoratorium). Das Repertoire reicht von festlicher Barock-Musik und klassischer Musik über Tango, Salonmusik, Schlager bis hin zum Jazz und zur Pop-Musik. "Ich möchte, dass die Mitglieder Spaß an der Musik haben und will sie so für Musik begeistern", sagt Schulz, dessen Wohnzimmer ein kleiner Konzertsaal ist: Klavier und Cembalo stehen einträchtig nebeneinander, Cello und Saxophon sind auch greifbar, im Regal eine moderne Musikanlage. Seine neueste Errungenschaft ist ein mittelalterlicher Dudelsack, der bei Auftritten mit der Commedia-musicale, einem weiteren Hobby des Vollblutmusikers, Einsatz findet.

Wer im Lauenburger Musik-Kreis mitmachen möchte, ist zu den Proben jederzeit willkommen. Man braucht weder vorzusingen noch Notenkenntnisse zu haben. Der Chor (100 Sänger) kommt immer donnerstags ab 19.45 Uhr in der Pausenhalle auf dem Hasenberg, Orchester und Big-Band immer freitags im Wechsel ab 19 Uhr in der Aula der Weingartenschule zusammen. "Jeder ist herzlich willkommen", betont Schulz.

ln-online/lokales vom 12.01.2002 08:22