Historisches aus dem Musik-Kreis

Lauenburgische Landeszeitung v. 23.12. 1996

Musikkreis begeisterte

Oratorium in der St.-Petri-Kirche

Geesthacht (jef). Ein freudiges "Jauchzet, frohlocket" ertönte in der St.-Petri-Kirche. Dort bot der Lauenburger Musikkreis unter Leitung von Manfred Schulz das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach (BWV 248), Kantaten eins bis drei. Grandios die Musikalität von Solisten, Orchester und Chor.
Die Arien und Rezitative der Gesangssolisten Catrin Gramme (Sopran), Elke Hinz (Alt), Johannes Harten (Tenor) und Matthias Lüderitz (Baß) rührten ans Herz, der Chor des Musikkreises überzeugte mit einem vollen und harmoni-
schen Klang. Die etwa 350 Zuhörer erlebten die Weihnachtsgeschichte, genial von Bach vertont und vom Lauen-burger Musikkreis mit Bravour interpretiert. Das begeisterte Publikum dankte mit langanhaltendem Beifall.
Bereits zum dritten Mal gastierte der Lauenburger Musikkreis mit einem Weihnachtskonzert in der St.-Petri-Kirche. Beachtlich das hohe Niveau und ebenbürtige Zusammenwirken aller Ensemble-Mitglieder. Orchesterchef und Dirigent Manfred Schulz hat eine exquisite Mannschaft zusammengestellt.
Lauenburgische Landeszeitung v. 24. 12. 1996

Sporthalle wurde zum Konzertsaal

Musikkreis führte Oratorium auf

Lauenburg (sh). "Offenbar hat Lauenburg doch eine Konzerthalle", sagte Manfred Schulz, Leiter des Musikkreises. In der Sporthalle am Hasenberg interpretierte er mit seinem 70köp-figen Chor und den etwa 30 Orchester-Musikern die ersten drei Teile des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach. "Es hat vorher viele Turbulenzen um dieses Konzert gegeben", sagte Ulrich Meyer, Vorsitzender des Musikkreises. Nach etwa zehn Aufführungen solch großer Werke wie Handels "Messias" oder Bachs Oratorium in der Maria-Magdalenen-Kirche war dies das erste Konzert am Hasenberg.
Schon als Schulz die Halle betrat, gab es Applaus. Die etwa 500 Zuhörer zeigten sich erstaunt über die gute Atmosphäre in der Halle: Das Orchester saß im Halbkreis vor dem Publikum; auch dessen Sitzreihen bildeten einen Halbkreis. In dieser Einheit mit den Ausführenden vergaßen die Zuhörer schnell Basketballkörbe und eine Turnhallen-Akustik. Ein Weihnachtsbaum schmückte den Raum, und viele der Zuhörer genossen das stimmgewaltige Lob Gottes mit geschlossenen Augen. 
Die Solisten Catrin Gramme (Sopran), Elke Hinz (Alt), Johannes Harten (Tenor) und Matthias Lüderitz (Bass)
überzeugten in den Arien und Rezitativen ebenso wie der Chor mit den bekannten Bach-Chorälen: "Jauchzet, frohlocket", "Brich an, o schönes Morgenlicht" und "Herrscher des Himmels".
Das Publikum dankte den Künstlern und ihrem Dirigenten, die wirkliches Konzerthallen-Niveau zeigten, mit stehenden Ovationen. Schulz bedankte sich besonders bei der Stadt Lauenburg für die gute Zusammenarbeit: "Wenn Not am Mann ist, Leute keine Wohnung haben, dann kommen sie in Turnhallen." Der Dirigent vermutete: "Vielleicht ist Gott heute auch ein bisschen umgezogen."
Die Sporthalle am Hasenberg erlebte eine Premiere: Der Lauenburger Musik-Kreis präsentierte die ersten drei Teile des Bachschen "Weihnachtsoratoriums". 

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Lübecker Nachrichten v. 24. 12. 1996

Weihnachtsoratorium in der Turnhalle geriet zur Solidaritätsbekundung

Punktsieg mit Bach
von MATTHIAS WIEMER

LAUENBURG - „Jauchzet, frohlocket!" erschallt es in einem für Bachs Weihnachtsoratorium ungewöhnlichen Ort - der Sporthalle am Hasenberg. Der Grund für diesen Ortswechsel, aus der sakralen Atmosphäre der Maria-Magdalenen-Kirche ins Wettkampf-Ambiente einer Turnhalle, war zwar weniger zum Frohlocken: Ein Streit zwischen dem Musik-Kreis e. V. und dem Kirchenvorstand um Kantor Manfred Schulz. Doch durch den Zuspruch der Lauenburger Bürger fühlt sich der Verein in seiner Haltung gegenüber dem Kirchenvorstand bestärkt.
Ein paar Worte vorweg waren nicht nur angemessen, sondern für den einen oder anderen nichtinformierten Musikfreund auch nötig. Auf dem federnden Gymnastikboden fanden sich die Chor- und Orchestermitglieder aufgrund eines glatten Rauswurfs aus dem Gotteshaus wieder.[..]
Das Wagnis, ein so religiöses Werk wie das zweistündige Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach zwischen Basketballkörben und Spielstandanzeige auf Gartenstühlen zur Aufführung zu bringen, war auch so etwas wie ein Test. Schon der deutliche Applaus auf Schulz' Einführungsworte zeigte, dass er gelingen sollte. "Christus wurde ja auch nicht in einem Palast geboren sondern in einem Stall", sagte er, "und heute erleben wir immer wieder, dass Vertriebene in Sporthallen Zuflucht finden. So sehen wir unseren Auftritt in einer Turnhalle ein bisschen als den Stall an, in dem Jesus auf die Erde kam."
Auch der Vereinsvorsitzende und Mitwirkende im Chor,
 Ulrich Meyer, sah den Schritt des Musik-Kreises, dieses Werk auch als Protest gegen die unnachgiebige Haltung des Kirchenvorstandes in der Sporthalle aufzuführen, als Erfolg an. "Die Menschen haben sogar zwischen den einzelnen Sätzen applaudiert, und am Ende gab es Standing Ovations. Das galt bestimmt nicht nur der künstlerischen Darbietung."
Vor der Sporthallentribüne, die übrigens ein hervorragendes Hör- und Seherlebnis ermöglichte, errangen die
rund 100 musikalischen Mitstreiter zwar einen Punktsieg. Auf die Dauer könnte dieser aber die Fronten verhärtet haben, befürchtet Ulrich Meyer. "Unser Erfolg ist natürlich schön, wir hatten nur eine ganz kurze Hallenprobe. Aber über die Wirkung für die Auseinandersetzung im Hintergrund bin ich mir nicht sicher." Im neugewählten, aber noch nicht zusammengetretenen Kirchenvorstand dürfte es jetzt erst recht brodeln. [..]
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